Zahnschmerzen gehören für jeden von uns zu den unangenehmsten Schmerzen, da sie ihren Ursprung in der Nähe der so genannten Sinnesorgane haben. Unter Zahnschmerzen beziehungsweise Schmerzen im Kopf- und Halsbereich mit der Nähe zu Augen, Ohren, Nase und Mund leidet man generell sehr viel mehr als bei Schmerzen an den Extremitäten (Arme, Beine), selbst wenn die Schmerzstärke nicht größer ist. Selbst kleine Irritationen werden als belastend empfunden.
Wie entsteht Schmerz?
Bei Verletzungen oder Entzündungen werden aus dem betroffenen Gewebe (zum Beispiel Zahnfleisch, Zahnnerv, Kieferknochen) körpereigene Botenstoffe (kleine chemische Moleküle) freigesetzt, die durch das Gewebe wandern und sich eine Bindungsstelle an den „Schmerznerven“ (Nozizeptoren) suchen. Finden diese Botenstoffe entsprechende, für sie selber genau passende (wie ein Schlüssel zu einem Schloss passt) Bindungsstellen, wird der „Schmerznerv“ aktiviert und überträgt diese Aktivierung bis zum Gehirn. Im Gehirn wird dieser chemisch-elektrische Reiz als Schmerz wahrgenommen.
Je größer, desto schlimmer!
Je größer die Verletzung oder Entzündung ist, desto mehr Botenstoffe werden im betroffenen Gewebe frei gesetzt und desto mehr „Schmerznerven“ können aktiviert werden. Entsprechend verstärken sich die Reize, die im Gehirn als Schmerz wahrgenommen werden.
Wie lassen sich Zahnschmerzen verhindern?
Selbstverständlich ist wie fast überall Vorbeugung die beste Methode. Der menschliche Körper ist eine sehr anfällige Konstruktion der Natur, die gut gepflegt werden muss, damit man Schäden verhindern oder verzögern kann. Trotzdem kann es selbst bei bester Vorbeugung irgendwann zu Schäden kommen, auf die der Körper in aller Regel mit dem Warnsymptom „Schmerz“ aufmerksam macht. Nur die Beseitigung des Auslösers (Heilung der Verletzung, Abklingen der Entzündung) kann eine dauerhafte Schmerzbeseitigung erreichen. Und für die Übergangsphase, das heißt bis zur dauerhaften Heilung, können Schmerzmedikamente (Analgetika) eine vorübergehende Schmerzlinderung oder gar eine Schmerzbefreiung bewirken.
Ursachen für den Zahnschmerz?
Zahnschmerzen haben prinzipiell verschiedene Ursachen. Der Mechanismus bei Zahnschmerzen ist jedoch immer gleich. die Nervversorgung des Zahnes ist für die Schmerzsituation verantwortlich, welche sich bis in das Dentin hinein erstreckt. Die äußere Schicht, der Zahnschmelz, ist unempfindlich, aber für bestimmte Einflüsse wie beispielsweise Kälte oder Wärme durchlässig.
Verletzungen und Entzündungen
Zahnschmerzen werden meist durch kleine Verletzungen oder Entzündungen im Bereich von Zähnen und Zahnfleisch verursacht. Parodontose ist eine solche Entzündung, die zu schmerzhaften Veränderungen des Zahnfleisches führt. Aber auch die Karies, die zunächst zu winzigen Verletzungen (Löchern) des Zahnschmelzes führt, ermöglicht es den Bakterien in den Zahn weiter vorzudringen und schließlich eine Entzündung am Zahnnerv zu verursachen.
Karies und Zahnnerventzündung (Pulpitis)
Die häufigsten Ursachen für Zahnschmerzen sind Karies oder eine Nerventzündung. Karies stellt eine Zerstörung beziehungsweise Auflösung der Zahnhartsubstanz dar, die sehr schmerzhaft sein kann, sobald sie das Zahnbein (Dentin) erreicht. Die Pulpitis ist eine Entzündung der Pulpa (Zahnnerv). Oftmals entsteht sie durch Karies oder Krafteinwirkung (Trauma), wie etwa einen Sturz. Man unterscheidet generell in eine sich rückbildende (reversible) und eine sich nicht rückbildende (irreversible) Pulpitis. Eine reversible Pulpitis kann nach Beseitigung der Ursache wieder abklingen oder aber in eine irreversible Pulpitis übergehen. In erstem Fall reagiert der Zahn noch auf Kälte. Liegt eine irreversible Pulpitis vor, reagiert der Zahn häufig nicht auf den Kältetest. Eine irreversible Pulpitis sollte in jedem Fall mit einer Wurzelfüllung versorgt werden. Geschieht dies nicht, kann sich die Entzündung über die Wurzelspitze in den Knochen ausbreiten, und es entsteht eine Wurzelspitzenentzündung (apikale Parodontitis) beziehungsweise eine (apikale) Zyste.
Operationen
Selbstverständlich können alle diese Abläufe von der Verletzung bis zur Schmerzwahrnehmung auch durch einen zahnchirurgischen Eingriff (Operation) verursacht werden. Ebenso kommen alle hier beschriebenen Situationen in gleicher Weise bei anderen Geweben im gesamten Körper vor. Eine Schnittwunde, zum Beispiel am Daumen, bewirkt durch die Verletzung und Entzündung des Gewebes und die Freisetzung der Botenstoffe, letztendlich nichts anderes, als die „Verletzung“ des Zahnschmelzes durch Karies oder die Operationswunde nach einer Zahnentfernung (Extraktion).
Schmerzmittel
Schmerzmittel gibt es in jeder Apotheke (leichte Medikamente Rezeptfrei). Im Zweifel sollte man mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten, denn „rezeptfreie“ Schmerzmittel bedeuten nicht auch „nebenwirkungsfrei“. Zu bedenken ist außerdem immer, dass gerade die gefährlichsten Nebenwirkungen wie Leber-, Nieren- und Blutbildschädigungen zumindest teilweise unbemerkt verlaufen. Besondere Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten, sowie bei Medikamenten die das Blut verdünnen können, wie zum Beispiel ASS. Gerade weil es so viele verschiedene Schmerzmittel gibt, ist es wichtig, über deren Wirkungen und Nebenwirkungen Bescheid zu wissen.
Acetylsalicylsäure (ASS)
Dieses Medikament ist bei Zahnschmerzen ein bewährtes Schmerzmittel, allerdings mit einer weniger guten Entzündungshemmung im Vergleich zu Paracetamol. Acetylsalicylsäure ist ein mittelstark wirkendes Medikament (neben anderen Medikamenten mit dem selben Wirkstoff auch als „Aspirin“ bekannt). Acetylsalicylsäure sollte nur mit Einverständnis des Arztes eingenommen werden. Wenn der Patient mit einer blutenden Wunde (zum Beispiel bei Parodontose oder bei einer Operation) rechnen muss, solle dieses Medikament möglichst vermieden werden, da die Acetylsalicylsäure die Blutgerinnung negativ beeinflusst. So können auch kleine Wunden äußerst lange und stark bluten! Acetylsalicylsäure gibt es in jeder Apotheke von verschiedenen Herstellern. Diese Medikament ist nicht verschreibungspflichtig.
Schwangerschaft
Nach aktuellem Stand der Wissenschaft (Rote Liste 2006) sollte ASS in der Schwangerschaft möglichst nicht eingenommen werden. Schwangere sollten sich generell vor der Einnahme von Schmerzmitteln unbedingt von ihrem Frauenarzt beraten lassen!
Rote Liste 2006
Acetylsalicylsäure und Derivate auch S 5 Salicylsäure und Salicylate (äußerliche Anw. / s. auch Monographien BAnz. 191, 10. 10. 1992 – Acetylsalicylsäure; BAnz. 96, 28. 5. 1991 – Natrium salicylat; Musterfachinformationen, 6. 3. 1996) Kontraindiziert im 3. Trimenon b. hoh. Dos. und in jedem Fall nach der 36. Schwangerschaftswoche. Strenge Indikationsstellung im 1. und 2. Trimenon sowie im 3. Trimenon bis zur 37. Schwangerschaftswoche b. niedr. Dos. Tierexperimentell sind Implantationsstörungen und Fehlbildungen beobachtet worden. In verschiedenen epidemiologischen Studien ist ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko mit der Einnahme von Salicylaten im 1. Trimenon in Zusammenhang gebracht worden. Dies scheint jedoch bei normalen therapeutischen Dosen gering zu sein. Die Hemmung der Prostaglandinsynthese führt im 3. Trimenon zur Verzögerung und Verlängerung der Geburt, Wehenhemmung und einem vorzeitigen Verschluß des Ductus arteriosus Botalli, unter der Geburt zu einem erhöhten Blutverlust, bei Neugeborenen kann es zur intrakraniellen Blutung kommen. Ob Natriumsalicylat wie Prostaglandinsynthesehemmer einen wehenhemmenden Effekt sowie einen verfrühten Verschluß des Ductus arteriosus beim Feten verursacht, ist nicht bekannt.